Bewerbung

Ohne große Hoffnung habe ich Juni 2016 mehrere Bewerbungen in verschiedene Länder in Skandinavien verschickt – nach Dänemark, Norwegen, Schweden.

Dass der Zeitpunkt in Schweden gerade günstig war, wusste ich nicht. Auf meine Bewerbungen – teils initiativ, teils auf eine Stelle – reagierte zunächst keiner. Ich nahm also mit externer Ermunterung all meinen Mut zusammen und rief bei einigen Büros an. Ich begann in Schweden und versuchte auch mit meinen kläglichen Schwedischkenntnissen guten Willen zu zeigen und dadurch bei meinem potenziellen Arbeitgeber zu punkten. Einige Chefs, die persönlich ans Telefon gingen, waren bereits im Sommerurlaub und versprachen, sich danach zu melden -was sie nie taten. (die Bedeutung des Sommerurlaubs war mir damals übrigens noch nicht bewusst; Sommerurlaub wird ein eigenes Kapitel). Bei meinem zukünftigen Büro wollte mich die Office Managerin auch zunächst abwimmeln. Ich war jedoch beharrlich und bewies auf holprigen Schwedisch die Ernsthaftigkeit meines Anliegens – wollte ich doch eigentlich nur wissen, wann über die Besetzung der Stelle entschieden werden sollte. Beeindruckt von soviel Standhaftigkeit leitete mich mein Gegenüber schließlich an den Verantwortlichen für die Stelle weiter. Ich versuchte es noch kurz auf Schwedisch, worauf ich schwedische Antworten erhielt die ich nicht verstand. Mein Gesprächspartner hatte dann schließlich Mitleid und es ging auf Englisch weiter. Natürlich hatte sich kein Mensch meine Unterlagen angeschaut, und ich bot an, sie direkt nochmal zu schicken, damit niemand suchen musste.

Interessant machte ich mich auch dadurch, dass ich das im Büro verwendete CAD Programm beherrschte. Nachdem dann tatsächlich meine Bewerbung gelesen wurde, bekam ich die Antwort, dass ich für interessant befunden wurde und zu einem Gespräch einladen werden würde. Ich hatte im Vorfeld erwähnt dass ich ohnehin in Stockholm wäre in einer bestimmten Woche (was übrigens nur halb stimmte, ich hatte meinen Aufenthalt von möglichen Interviews abhängig gemacht).

Natürlich war ich total aufgeregt und aufgedreht dass sich eine Möglichkeit ergeben könnte, einen Job in Schweden zu ergattern, und war dann nochmal ein Paar Tage damit beschäftigt, mein Portfolio auf schönem Papier zu drucken und zu binden.

Das Interview war freundlich und locker – wie die Schweden eben sind. Ich erzählte von meinen Sommerplänen, und meine zukünftige Chefin (oder wie ich sie nennen soll, in Architekturbüros geht ja nicht immer alles so hierarchisch zu) pries selbst die Vorzüge des Büros an (u.a. ein Ferienhaus auf Sandhamn, das der Mitarbeiterstiftung gehört und von den Angestellten gemietet werden kann). Sie gab mir dann noch das Mitarbeiterhandbuch mit und versprach, sich mit einem Gehaltsvorschlag zu melden (ehrlich gesagt hatte ich mich davor gedrückt, selbst etwas vorzuschlagen. Eigentlich eine dumme Idee aus psychologischer Sicht – Stichwort „Anker“ setzen - aber in meinem Fall gut, denn ich hätte ein deutlich niedrigeres Gehalt genannt). Nach einer Woche unterschrieb ich den Vertrag. Meine Bewerbung kam im Grunde in letzter Minute vor dem Sommerurlaub rein- zur Vertragsunterzeichnung war das Büro im Prinzip schon leergefegt.