Welcome to the U.S!

2015 haben wir in der Lotterie die Greencard gewonnen. Dieser Gewinn kam unerwartet (es war der erste Versuch) und wir hatten dementsprechend auch keine konkreten Umzugspläne. Es dauerte ohnehin nochmal 2 Jahre bis der Prozess abgeschlossen war und wir die Greencard in den Händen hielten. Dennoch passte für uns beide ein Umzug zu diesem Zeitpunkt persönlich und beruflich nicht, weshalb wir unseren Status durch halbjährliche USA-Besuche aufrecht erhielten. Vor zwei Wochen war es dann aber soweit und wir zogen einem vier Monate alten Baby und paar Koffern in den kalifornischen Frühling. Unser Ziel ist es, zumindest ein paar Jahre in der Bay Area zu wohnen. Diese ist bekannterweise nicht das günstigste Pflaster, aber aus beruflichen (und auch etwas emotionalen) Gründen ist die Wahl auf diese Gegend gefallen.

Wir haben weder einen Job noch enge Freunde hier, dafür ein paar Bekannte und einige Ersparnisse um ein paar Monate ohne Arbeit über die Runden zu kommen. Außerdem bekomme ich Elterngeld aus Schweden, da ich hier dort noch offiziell meinen Job habe; Frank hat zudem noch ein Beratungsprojekt in Berlin, woran er ein paar Stunden pro Woche aus der Ferne arbeitet.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich unterschätzt habe, wieviel Organisationsaufwand es ist, sein Leben hier aufzusetzen. Wir haben in den letzten 14 Jahren an 12 verschiedenen Städten gelebt, teilweise auch im Ausland, jedoch war das alles innerhalb von Europa und überwiegend in Studentenzeit. Theoretisch haben wir also eine ganz gute Auffassung davon, was man tun muss, wenn man sich an einem neuen Ort einrichtet, und natürlich haben wir uns im Vorfeld auch informiert und viel recherchiert. Aber wie überwältigend es sich dann doch anfühlt, auf einen anderen Kontinent zu ziehen - noch dazu als Familie - war dann doch überraschend und eine emotionale Achterbahnfahrt für mich. Zumindest haben wir für die ersten sechs Wochen eine nette Airbnb Wohnung gefunden, so dass wir in Ruhe ankommen können.

Das wollen wir in den nächsten Wochen zu tun:

  • Uns bei Uber, Lyft anmelden

  • Clipper-Karte für den öffentlichen Nahverkehr kaufen; online die Karte registrieren um dann Autoload nutzen zu können; diese kann für Muni, Bart und Caltrain genutzt werden

  • Prepaid-Handy Karte kaufen (jeder von uns will einen unterschiedlichen Anbieter ausprobieren- T-mobile und AT&T - damit wir einen Vergleich haben); von Europa aus hatte ich mir eine lokale Skype-Nummer für 3 Monate angeschafft

  • Strom- und Gas bei PG&E anmelden für unsere jetzige Wohnung; die Rechnung ist nützlich, um seinen Wohnort zu belegen (z.B. für Bankkonto)

  • Anmeldung unseres Babys bei der Social Security Administration

  • gemeinsames und getrennte Konten eröffnen (wir wollten dies bei Chase oder Bank of America machen); dafür braucht man neben der Greencard und den Reisepass auch einen Mietvertrag, eine Rechnung mit der Adresse, die die Bank registrieren soll, oder den kalifornischen Führerschein (für den man wiederrum einen Mietvertrag o.ä. braucht…).

  • Kreditkarte (erstmal eine mit Kaution, um unsere Kreditwürdigkeit aufzubauen; eine normale Kreditkarte erhält man als Neuankömmling erstmal nicht, braucht diese aber langfristig)

  • Carsharing anmelden (wir wollen Zipcar nutzen)

  • uns bei verschiedenen Lieferdiensten für Lebensmittel anmelden und diese testen, da wir mit unseren bisherigen Einkaufstrategien unzufrieden sind und auch kein Auto für den Großeinkauf haben. In den ersten Tagen waren wir täglich zu Fuß einkaufen (20 Minuten pro Strecke), doch das ist auf Dauer keine Lösung, da das zuviel Zeit kostet und zu anstrengend ist (die Berge in San Francisco sollte man nicht unterschätzen)

  • Stadtteilspaziergänge, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen und herauszufinden, wo wir gerne wohnen würden; in dem Zuge auch Recherche über Architektur in San Francisco

  • auf Wohnungsbesichtungen gehen um ein Gefühl für den Wohnungsmarkt zu bekommen (eine Wohnung anmieten geht erst wenn mindestens einer von uns einen Job hier hat); diese findet man u.a. bei Trulia oder Craigslist.

  • Rausfinden, wo man außer Ikea noch Möbel kaufen kann (u.a. welche Flea Markets & Second Hand Shops empfehlenswert sind; CB2)

  • am sozialen Netzwerk arbeiten: alles von beruflichen Netwerkevents bis über Baby/Familien-Aktivitäten und Expat-Treffen, denn wir wollen so schnell wie möglich einen breitgefächerten Bekannten- und Freundeskreis aufbauen; Meetups zu verschiedenen Themen, Events der American Institute of Architects San Francisco (AIASF) bzw. der Bay Area Young Architects BAYA, Golden Gaten Mothers Group (75$ pro Jahr), eine Spielgruppe in der Scandinavian School damit ich weiter Schwedisch reden kann, Wandergruppen für Familien, und dann natürlich verschiedene Netzwerkveranstaltungen und Hackathons im San Francisco und Silicon Valley für Frank.

  • Den kalifornischen Führerschein machen (Übertragen des deutschen ist nicht möglich) - eigentlich sollte man dies bereits nach 10 Tagen nach Umzug nach Kalifornien machen, diese Frist ist jedoch bereits um. Bei der Anmeldung muss man seinen Wohnsitz hier nachweisen, z.B. mit einem Mietvertrag oder Strom- und Gasrechnung, was etwas schwierig ist, wenn man anfangs nur eine Airbnb Wohnung mietet. Zufälligerweise mussten wir hier Strom- und Gas selbst zahlen, wodurch wir Anfang April eine Rechnung bekommen werden, die wir dann als Nachweis benutzen könnten.

  • Bewerbungsunterlagen updaten

  • Jobrecherche

  • Recherche, was man für die Lizenzierung als Architekt in Kalifornieren machen müsste

  • Recherche des Arbeitsrechtes in Kalifornien

  • Recherche, welche Optionen es für Kinderbetreuung gibt

  • Fachvokabular in Englisch lernen, Maßeinheiten lernen (inch, foot, yard, acre, miles, gallon, ounce, fluid ounce, pounds)

  • deutsche und amerikanische Steuererklärung machen (haben wir vorher nicht geschafft; die schwedische habe ich schon gemacht und die hat ganze 10 Minuten gedauert und wäre wohl schneller gegangen wenn ich den Abschicken-Knopf auf der Webseite schneller gefunden hätte)

  • Überlegen, wie wir die Postnachsendung organisieren, da wir bisher keinen festen Wohnsitz haben und bis dahin sicher noch ein paarmal umziehen. Es gibt sowohl die Möglichkeit eines Nachsendeauftrages (allerdings wenig sinnvoll, wenn man alle 2-4 Wochen umzieht), als auch Option eine Postbox in einer Postfilialie zu mieten

  • Fahrrad kaufen (dann ist Einkaufen auch leichter ohne Auto)

Julia Schütz