Lizensierung als Architekt in USA

Der Titel “Architekt” ist in USA wie in Deutschland geschützt. Um den Titel zu erlangen muss man ein akkreditiertes Studium der Architektur absolviert haben, mehrere Jahre Berufspraxis in verschiedenen Bereichen als Angestellter in einem amerikanischen Architekturbüro sammeln und diese dokumentieren, sowie mehrere Prüfungen schreiben (Architect Registration Examination ARE). Diese setzt sich aus derzeit sechs mehrstündigen schriftliche Prüfungen aus dem Bereichen Büromanagement, Projektmanagement, Grundlagenermittlung und Analyse, Projektplanung und Entwurf, Projektentwicklung und Dokumentation sowie Ausführung und Evaluierung zusammen. Manche Staaten haben weitere Anforderungen, z.B. In Kalifornien muss zusätzlich die California Supplemental Examination (CSE) bestehen. Als Einwanderer mit Lizensierung in seinem Heimatland kann man zwar teilweise die Berufserfahrung anerkennen lassen, die Tests und eine gewisse Anzahl an Stunden als Angestellter unter der Supervision eines amerikanischen Architekten kann man aber nicht umgehen. Jeder Bundesstaat hat eigene Anforderungen, und selbst wenn man in einem Bundesstaat lizensiert ist kann man nicht automatisch in anderen Bundesstaaten praktizieren. Die Lizenz braucht man allerdings in der Praxis nur wenn man ein eigenes Architekturbüro eröffnen will, als Angestellter nicht unbedingt. Zudem müssen nicht alle Partner des Büros lizensiert sein. Auch für bestimmte Bauaufgaben, z.B. Einfamilienhaus bis zu einer gewissen Größe und aus Standardholzbauweise, muss man kein eingetragener Architekt sein. Jedoch darf man sein Büro dann auch nicht Architekturbüro nennen oder irgendwie den Anschein erwecken, dass man ein Architekt ist und entsprechende Dienstleistungen anbietet. Stattdessen kann man sich Designer nennen. Absolventen der Architektur werden oft Intern Architect oder Architectural Designer genannt.

Durchschnittlich brauchen die Bewerber 2,5 Jahre bis sie die Hürden der Lizensierung gemeistert haben, maximal 5 Jahre hat man Zeit nachdem man sich registriert hat. Einige Anwärter schaffen alle Prüfungen wohl auch in 6 Monaten, doch das scheint meiner Recherche nach eher selten zu sein, da pro Prüfung mit ca. 100-150 Stunden Lernzeit gerechnet werden muss – was neben dem Vollzeitjob ein straffes Programm darstellt. Wer die komplette Bücherliste zur Vorbereitung auf die Tests kauft muss ungefähr 3000 Dollar investieren. Zusammen mit den Gebühren für die Tests (ca. 1.400 Dollar), Anmeldegebühren sowie ggf. nötigen Übersetzungen seines ausländischen Studienabschlusses und anderen Unterlagen, sowie den Gebühren für deren Anerkennung (ca. 2.300 Dollar) ist die Lizensierung nicht gerade billig. Meine Recherche ergab Kosten von ca. 10.000-15.000 Dollar für ausländische Bewerber. Ist man erstmal als Architekt eingetragen muss man seine Lizenz mit jährlich 220 Dollar bezahlen (ähnlich dem Beitrag zur Architektenkammer).

Den Prozess zu durchblicken sowie die Zuständigkeiten und Abkürzungen zu verstehen ist nicht ganz einfach, zumal jeder Bundesstaat eigene Anforderungen hat. Auf der Seite des National Council of Architectural Registration Boards NCARB kann man alle Anforderungen nachlesen.

Persönlicher Erfahrungsbericht 2021:

Mittlerweile habe ich alle 6 ARE Prüfungen bestanden, jedoch fehlt mir noch die CSE für Kalifornien. Ich startete mit der Prüfungsvorbereitung im Sommer 2020 und lernte ungefähr 6-8 Wochen. Die erste Prüfung war PPD, und ich bin direkt durchgefallen. Sowohl das Mulitiple Choice verfahren, als auch sprachliche Missverständnisse und die Navigierung des Programms waren teilweise der Grund, aber mir fehlten auch einige (lokale) Fachkenntnisse. Nach einigen Wochen der Frustration habe ich mich nach weiteren Lernressourcen umgeschaut und stieß auf Amber Book, was eine Art Vorlesung ist die durch die Inhalte des ARE führt. Der Kurs kostet §390 pro Monat, oder $250 wenn man sich einer Gruppe anschließt (die man überall im Internet findet). Man braucht für die 50 Stunden Vorlesung 2-3 Monate. Die Vorlesung ist wirklich gut gemacht, kurzweilig und mit sehr guten Inhalten, so dass sich die Investition schon lohnt. Es gibt anscheinend auch Bürolizenzen, die noch günstiger sind.

Der nächste Anlauf für die Prüfung war dann für Dezember geplant, aber wurde vom Prüfungszentrum wegen erhöhten Covid-Infektionszahlen in der Bay Area abgesagt. Die nächste Gelegenheit war also im Januar. Diesmal war ich viel besser vorbereitet und durch den Amber Book Kurs motiviert und zuversichtlich. Und es klappte tatsächlich, ich bestand die erste Prüfung. Euphorisch von dem Erfolgserlebnis buchte ich gleich die darauffolgende Prüfung für Februar, die inhaltlich recht ähnlich sein sollte. Bis April hatte ich schießlich alle Prüfungen bestanden. Viele Inhalte überschneiden sich, und wenn man das Prüfungsformat besser versteht, fällt es einem auch leichter.

6 Monate später, mehrere hundert Doller ärmer, warte ich immer noch auf die Zulassung zur Kalifornienprüfung. Die amerikanischen Bürokratien sind wirklich extrem langsam. Man sollte am besten regelmäßig bei NCARB, und später auch CAB (California Architects Board) anrufen, denn wenn man darauf wartet schriftlich Feedback zu bekommen ob etwas fehlt oder was die nächsten Schritte sind, wartet man ewig.

Julia Schütz